Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre 7-jährige Tochter erklärt, sie möchte Linienpilotin werden? Würden Sie sogleich ein Anmeldeformular bei der nationalen Fluggesellschaft bestellen? In die Nähe eines Flughafens ziehen, damit sie die Tochter später häufig besuchen kann? – Wohl kaum. Sie würden sich bestimmt über das Ziel Ihrer Tochter freuen, aber ihr auch erklären, dass sie zuerst noch ein paar Jahre zur Schule gehen müsse.
Und wenn sich Ihre Tochter 10 Jahre später für ein Physikstudium oder für eine Ausbildung als Gärtnerin entscheidet, wären Sie da enttäuscht? – Kaum. Ihre Tochter hat sich in der Zwischenzeit weiter entwickelt. Vielleicht gerade dank Ihrer Zielsetzung, Pilotin zu werden, hat sie sich entwickelt. Es war ihr bewusst: «Wenn ich Pilotin werden will, muss ich aufmerksam sein in der Schule». Deshalb hat sie sich engagiert, hat im eigenen Interesse – ohne äusseren Druck – gelernt.
Das Ziel Pilotin zu werden, hat ihr geholfen sich zu entwickeln, obwohl sie dieses Ziel nicht in die Realität umsetzt. Dies ist im Alltag häufig der Fall: Zielsetzungen dienen uns als Beweggrund, etwas zu tun. Eine langfristige Zielsetzung wird sinnvollerweise in Zwischenziele aufgeteilt, welche rascher erreicht werden können. Die Erfolgserlebnisse beim Erreichen von Zwischenzielen können zusätzlich motivierend wirken.
Eine Zielsetzung kann uns auch durch einen bestimmten Lebensabschnitt als Wegweiser dienen, ohne das wir sie erreichen (müssen). Die Zielsetzungen sollten deshalb periodisch hinterfragt werden, ob sie für uns noch Gültigkeit haben oder ob wir sie anpassen wollen.