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Wendezeit

Wir haben bisher die Grundlage des Seins auf der Erde, die menschliche Entwicklung zur Harmonie mit sich selbst und sich aus diesen Betrachtungen ergebende Konsequenzen für die Eigenverantwortung betrachtet. Irgendwann einmal wird man sich die Frage stellen, wie und wann man das Diskutierte auf das per­sönliche Leben anwenden könnte.

Selbstverständlich ist es die freie Entscheidung jedes Einzelnen, ob er sich im Sinne der Grundrechte des Seins weiterent­wickeln möchte. Falls er dies bejahen sollte, ist es wiederum ihm über­lassen, wie, wann und auf welche Art und Weise er damit begin­nen möchte. Die freie Entscheidung jedes einzelnen wird respek­tiert, jeder einzelne ist aber auch für die Konse­quenzen seiner Entscheidung selbst verantwortlich.

Die Entwicklungen in den reichen Industrieländern der letzten Jahre haben zweifellos viele negative Folgen für die Umwelt und für die sogenannten Entwicklungsländer mit sich gebracht. Den Personen in den wirtschaftlich entwickelten Ländern bieten sich aber heute so ausgezeichnete Mög­lichkeiten wie kaum je zuvor, ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben1. Die Zeiten sind geradezu ideal, um seinem Leben jetzt eine Wende zu geben, wir können deshalb von einer eigentlichen Wendezeit sprechen.

Warum sind die Voraussetzungen in den industriellen Ländern heute extrem gut, um sich persönlich im Sinne der Grundrechte des Seins weiter zu entwickeln? Wir zählen nur einige wichtige Gründe für die Mehrheit der Bewohner in den wirtschaftlich reichen Industrienationen auf:

  • Die existentiellen Bedürfnisse sind mehr als gedeckt. Noch nie musste so wenig Zeit pro Tag oder Woche aufgewendet werden, um seine existentiellen Bedürfnisse (und viele andere Bedürfnisse dazu) zu befriedigen. Die Grundbedürf­nisse, welche wir bei der Betrachtung der menschlichen Bedürfnishierarchie kurz besprochen haben, sind gedeckt. Es würde uns deshalb genügend Zeit zur Verfügung stehen, um uns persönlich weiter zu entwickeln. Wir müssten nur den Mut aufbringen, uns diese Zeit konsequent zu nehmen. Dies können wir zum Beispiel tun, indem wir unsere tägli­che oder wöchentliche Arbeitszeit indivi­duell reduzieren.
  • Die zunehmende Anonymität in unserer Gesellschaft schafft viele Probleme. Auf der anderen Seite erleichtert dies aber auch jemandem, seinen eigenen Weg zu gehen. Der Druck aus der Umgebung, gesellschaftskonform, wie alle anderen sein zu müssen, ist dadurch wesentlich geringer geworden. Es ist heute einfacher, seinen eigenen Weg zu gehen.
  • Das grosse Auffangnetz der Sozialversicherungen ist so dicht wie nie zuvor. Wir müssen uns deshalb wesentlich weniger Gedanken über die Absicherung unserer Zukunft machen: Wir können recht unbeschwert leben! Auch dies schafft Raum für persönliche Weiterentwicklungen und Gedanken über das Leben.
  • Die Sensibilität der Menschen für die grossen Probleme auf der Erde (zum Beispiel Umweltverschmutzung, Verteilung der Nahrungsmittel, Unruhen, Seuchen, usw.) steigt ständig. Dies schafft ein zunehmendes Verständnis für Personen, welche andere Wege gehen wollen.

Die Zeit ist deshalb jetzt geradezu ideal, sein Leben zu ändern. Selbstverständlich wird dies nicht ohne Einschränkungen, ohne Schmerzen vor sich gehen. Vielleicht müssen wir uns von eini­gem trennen, von Gegenständen, Personen und vor allem von einge­spielten Denkweisen. Als Lohn lockt das grösste aller Ziele eines jeden Menschen: Die dauernde Harmonie mit sich selbst. Man wird die Umwelt, die Mitmenschen und natürlich auch sich selbst ganz anders wahrnehmen und geniessen können.


1) Damit soll keinesfalls gesagt werden, dass die Entwicklung in der Vergangenheit als «gut» oder gar als notwendige Voraussetzung für die persönliche Entwicklung im Sinne der Grundrechte des Seins zu betrachten sind. Wir nehmen einfach zur Kenntnis, dass die Voraussetzungen für einen Wandel bei Personen in den industriell entwickelten Ländern heute extrem gut sind.

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