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Kompatibilität von Zielsetzungen

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Im obigen Beispiel haben wir bereits erwähnt, dass es beliebig viele Wege gibt, um von Zürich nach Warschau zu gelangen. Je näher ich Warschau komme, desto besser muss ich aber auf­passen: Wenn ich zum Beispiel 2 km südlich von Warschau fälschlicherweise nach Osten abbiege, so wird mein Abstand zu Warschau rasch wieder grösser. Ich entferne mich wieder von meinem Ziel, anstatt mich zu nähern. Plötzlich bin ich wieder dop­pelt so weit vom Ziel entfernt wie zuvor!

Wir unterscheiden deshalb zwischen Teilzielen, welche uns einem Ziel näher bringen und solchen, welche uns weiter weg führen. Wenn wir ein Teilziel verfolgen, welches uns weiter weg führt vom übergeordneten Ziel, so sind wir im Begriff einen Umweg zu machen. Dies heisst aber noch nicht, dass wir deswegen das Ziel nicht erreichen werden.

Wir bezeichnen deshalb alle Teilziele, welche uns einem über­geordneten Ziel näher bringen als kompatible Ziele. Je rascher uns ein Teilziel dem übergeordneten Ziel näher bringt, desto kom­patibler ist das Teilziel mit dem übergeordneten Ziel. Wenn wir ein Ziel möglichst rasch erreichen wollen, sollten die angepeilten Teil­ziele deshalb mit dem Ziel so kompatibel wie möglich sein.

Zielsetzungen können kompatibel oder nicht kompatibel sein. Setzen von Teilzielen kann helfen.

Abbildung 3: Ortschaft mit den Bergen A, B und C

In der obigen Abbildung sollen die Berggipfel A, B und C Ziel­setzungen darstellen. Die Berge A und B befinden sich auf dersel­ben Talseite, der Weg führt zuerst zur Berghütte und teilt sich relativ bald danach. C befindet sich auf der gegenüber­liegenden Talseite. Während der Anreise in die Ortschaft im Tal nähern wir uns allen drei Berggipfeln, diese drei Ziel­setzungen sind also noch kompatibel miteinander. In der Ort­schaft müssen wir uns entweder für die Berggipfel A und B oder für den Berggipfel C entscheiden. Sobald wir auf der Tal­seite von C aufsteigen, entfernen wir uns zunehmend von A und B. Die Zielsetzung C ist nun mit A und B nicht mehr kom­patibel. Wir können uns nicht mehr gleichzeitig allen 3 Zielen nähern.

Entscheiden wir uns in Richtung der Berghütte aufzusteigen, so entfernen wir uns zunehmend vom Ziel C, wir nähern uns aber A und B. Bis zur Bergschulter nach der Hütte sind die Zielsetzungen A und B noch kompatibel miteinander. An der Verzweigung müssen wir uns aber entscheiden: Nähern wir uns dem Berg A, so entfernen wir uns zunehmend vom Berg B und umgekehrt. Ab die­ser Verzweigung sind Zielsetzungen A und B nicht mehr kompati­bel.

Im Schlussaufstieg zum Berg B (siehe Abbildung 4) befindet sich ein Gletscherfeld (1). Bei entsprechender Ausrüstung können wir dies überqueren und gelangen so auf direktem Wege zum Gipfel. Fehlt uns die Eisausrüstung, so können wir die Gletscherzunge auf dem eingezeichneten Weg umgehen. Dies ist zwar ein Um­weg, wird uns aber bei fehlender Eisaus­rüstung rascher zum Gipfel bringen als wenn wir versuchen würden das Eis zu durchqueren. Beide Wege im Schluss­aufstieg zu Berg B sind kompatibel zum übergeordneten Ziel. Je nach unserer Ausrüstung ist der Weg übers Eis oder der Umweg rund um das Eisfeld kompatibler, da er uns jeweils rascher ans Ziel führt.

Aufstieg nach der Berghuette (Teilziele und unterschiedliche Zielsetzungen)


Abbildung 4: Aufstieg nach der Berghütte zum Ziel B

Dieses Beispiel soll aufzeigen, dass die Kompatibilität unserer Zielsetzungen auch von unserem Standort auf dem Weg zum Ziel abhängt. Damit ein Ziel wirklich erreicht wird, ist die Wahl von kompatiblen Zielsetzungen um so wichtiger, je näher wir uns dem Ziel bereits befinden. Im Abschnitt über die Konzen­tration der Kräfte werden wir darauf zurück kommen. Zudem soll mit dem Beispiel gezeigt werden, dass die Wahl des opti­malen Weges zu einem Ziel sehr individuell ist. Sie hängt stark von unseren eige­nen Fähigkeiten und Erfahrungen ab (im obigen Beispiel war dies dargestellt durch die Eisausrüstung).

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